Renaturierung Kieswerk -?

Oder wird es doch, anders als allgemein erwartet, eine weitere Solaranlage geben? Eine große Solaranlage genau dort, wo das Herzstück zwischen Postgrube, Strandbad und dem Ramsiner See liegt. Ein Aufstellungsbeschluß vom August 2020 weißt eindeutig in diese Richtung (siehe Bild und Internetlinks unten). Eine derartige Anlage würde alle Bestrebungen, für die Anlieger der umliegenden Orte einen Ausgleich zur Arbeit und zu den wie Pilze aus dem Boden schießenden Industrieanlagen zu schaffen, ad absurdum führen. Ebenso führt es Beteuerungen der Politik ad absurdum, für ein Lebensklima zu sorgen, in dem sich die Menschen der Stadt angeblich wohlfühlen sollen. – Ein Raum für junge Familien? – Ein Raum für Menschen, die, umzingelt von bestehenden Industrieanlagen, der Mülldeponie, der neuen Papierfabrik, von unzähligen Solaranlagen und Windrädern ein wenig Raum für Entspannung suchen? – Ein Raum für Menschen, die arbeiten, Steuern erwirtschaften, aber nicht das Glück haben, in einer Gegend zu leben, in der die Natur im Vordergrund steht?

Unsere Gegend war Jahrzehnte von Industrie geprägt. Bis zu dem Punkt, da sie 1989 zum ökologischen Katastrophengebiet erklärt wurde. Viele erinnern sich noch an gelbe Flüsse, giftige Seen, stinkenden Rauch, den Geruch nach Chlor am Bahnhof. So etwas vergißt man nicht, wenn man es erlebt hat. Und nun? Blühende Landschaften? Gut – ein alter Vergleich, der schon tausende Male hervorgekramt wurde. Aber trotzdem – warum geben wir die einzige Chance, die die umliegenden Dörfer auf ein zusammenhängendes Naherholungsgebiet haben, so einfach auf? Die Perspektive ist doch bestechend: Von der Postgrube zum Strandbad und von dort zum Ramsiner See. Durch die alte Kiesgrube, in der zwei zusätzliche Restlöcher entstanden sind, entweder mit dem Fahrrad oder zu Fuß. Genug für einen wunderschönen Tagesausflug. Von See zu See zu See

Eine solche Perspektive kann man tatsächlich einmal unter dem vielbemühten Begriff „nachhaltig“ einordnen. Nachhaltig für uns Menschen und nachhaltig für die im Kieswerk entstehende Natur. Unsere Region ist eine der am dichtesten mit Solaranlagen zugebauten in ganz Deutschland. Und das, obwohl Sachsen-Anhalt, was die Sonneneinstrahlung betrifft, gerade einmal irgendwo in der Mitte der Bundesländer zu finden ist. Warum müssen so viele Solaranlagen – ganz abgesehen von den Windrädern – ausgerechnet hier gebaut werden? Und warum soll die wirklich einzige Möglichkeit, endlich einmal etwas Erfreuliches, etwas Handgreifliches für die Menschen unserer Region zu schaffen, zerstört werden?

Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts, seit etwa 130 Jahren, wird die heutige Kiesgrube – vor der Wende ein Tagebau – bearbeitet. Unsere Generation hat hier und jetzt die Chance, etwas zu errichten, was diese 130 Jahre des Abbaus von Bodenschätzen zumindest ein wenig rekompensiert. Ein Solarwerk ist die Lösung, die den Anwohnern der umliegenden Orte, und auch jenen, die womöglich von etwas weiter weg kommen, am wenigsten, sprich: überhaupt nichts nützt. Im Gegenteil.

Mit nur ein wenig Phantasie, Willen und Geduld könnte eine renaturierte Kiesgrube ein Juwel für eine gebeutelte Gegend wie die unsere sein. Beispiele für renaturierte Kieswerke gibt es in Deutschland genug. Wenn wir jetzt als Bürger nicht dafür kämpfen, daß diese Möglichkeit Wirklichkeit wird, werden wir sie für die nachfolgenden Generationen – für unsere Kinder und Enkel – auch zerstören. Denn die Solaranlage, wenn sie einmal da ist, wird nicht wieder verschwinden.

Aus diesem Grund werden wir das Thema in die Bürgerinitiative mit aufnehmen. Bitte macht andere Menschen darauf aufmerksam. Wer Lust hat, soll sich bei uns melden. Je größer unser Netzwerk wird, desto eher können wir etwas verändern. Für geplante Unterschriftensammlungen gegen eine Solaranlage brauchen wir Leute, die uns dann helfen. Nicht nur in Zscherndorf, sondern auch in Sandersdorf, in Ramsin, in Köckern und Heideloh und allen anderen Orten unserer Stadt, deren Bewohnern ein renaturiertes Kieswerk zwischen den Seen die Möglichkeit für eine Art der Naherholung bieten würde, wie wir sie hier gar nicht mehr kennen.

Quelle: Lindenstein Nummer 19, 2020, S. 8, https://www.sandersdorf-brehna.de/de/datei/anzeigen/id/253686,1,1/ausgabe_19_2020_11.09.2020.pdf

Weitere Links dazu:

https://sandersdorf-brehna.ris-portal.de/web/guest/sitzungen?p_p_id=RisSitzung&p_p_lifecycle=0&p_p_state=normal&p_p_mode=view&_RisSitzung_mvcRenderCommandName=%2Ftop-detail&_RisSitzung_sitzungId=44407&_RisSitzung_topId=377489&inheritRedirect=true

5 Antworten

  1. Wer schrieb diesen Text? Jemand, der von der Zeit vor 1989 berichten kann, weil er sie leibhaftig miterlebt hat? Die Darstellung „einzige Möglichkeit, endlich einmal etwas Erfreuliches, etwas Handgreifliches für die Menschen unserer Region zu schaffen“ finde ich doch reiflich überzogen. Es gibt gerade im besagten Bereich sehr viele Möglichkeiten der Naturnutzung. Warum schließt das beschriebene Vorhaben einen Weg aus? Ferner gibt einen Weg, der die besagten Seen verbindet, ich nutze ihn regelmä´ßig. Eine Solaranlage ist die konsequenteste Form von Umweltschutz, weil sie eine natürlich Ressource nutzt, ohne sie auszubeuten. „Umweltschutz ja, aber bitte nicht vor meiner Haustür“ ist Heuchelei. Ich bin auch für einen Interessensausgleich aber ohne Wirtschaft und Industrie sondern nur von Luft und Liebe kann eine Region nicht leben. Eine Solaranlage nebst Speicherfarm ist im Punkto Nachhaltigkeit kaum zu übertreffen und wirkt mindestens in die nächste Generation nach und die Argumentation „wir haben hier schon so viele“ ist reichlich dünn, denn Strom wollen die hier lebenden Menschen auch aus der Steckdose haben und dafür in Kauf zu nehmen, dass der dann aus dem Kohlekraftwerk aus der Lausitz kommt klingt mir nach der deutlich Schlechteren Alternative.
    Ich möchte klar betonen, ich wohne hier, fühle mich sehr wohl und bin für eine Erhaltung des Naturraumes in der Region aber eine aufgelassene Kiesgrube zur Naturoase zu erklären ist sehr weit hergeholt und eine Nutzung als Solarkraftwerk halte ich für sinnvoll. Dies in Kombination mit einem ausgebauten Erholungsangebot für die Bürger halte ich für sinnvoll als auch möglich. Warum sollte man nicht in dieser Richtung den Dialog suchen. Konsens und Dialog statt Protest und Missgunst wäre mein Wunsch.

    1. Hallo Herr Bieling,

      danke erst einmal für Ihren Kommentar. Mir ist nicht aufgefallen, daß man auf der Webseite den Namen des Artikelschreiber gar nicht sieht. Ich werde diesen in Zukunft dazuschreiben.

      Den Beitrag habe ich geschrieben. Und ja, mich hat es zu DDR-Zeiten bereits einige Jahre gegeben. Ich kann mich an alles, was ich im Artikel geschrieben habe, sehr gut erinnern. Wie gesagt, so etwas vergißt man nicht. Gerade dann nicht, wenn einem etwas an der Natur liegt.

      Ich finde meine Aussage, die Sie kritisieren, nicht „überzogen“, schon gar nicht „reichlich“. Unsere Umgebung wird in immer größerem Ausmaß von Industrie, ob nun Öko oder nicht, beherrscht. Mülldeponie, Papierfabrik, ohnehin schon vorhandene Anlagen, die erwähnten Solarfelder, Windräder. Die einen stört es eben, andere nicht.

      Das Kieswerk wird in meinem Beitrag nicht verklärt, sondern als das dargestellt, was es ist und was es bietet. Eine Solaranlage inklusive Umwandlungswerk entspricht nicht unbedingt dem, was man sich unter „Renaturierung“ vorstellt. Und auch nicht dem, was man mit Naherholung verbindet. Klar, man kann beides haben: Solaranlage, Umwandlungswerk auf der einen und eine teilrenaturierte Kiesgrube auf der anderen Seite. Ob das dann wirklich Spaß macht, dort spazierenzugehen oder Rad zu fahren – das soll jeder selbst entscheiden.

      Ich persönlich habe in dem Beitrag nichts von „Umweltschutz ja – aber nicht vor meiner Haustür“ geschrieben. Wie gesagt, wir leben in einer der Regionen Deutschlands mit der höchsten Dichte an Solaranlagen. Und auch was Windkraft betrifft, müssen wir uns nicht verstecken. Wie es aussieht, trägt die Gegend, in der wir leben, bereits einen überproportionalen Anteil an der regenerativen Stromversorgung unseres Landes. Deswegen finde ich es unnötig und auch kurzsichtig, eine einzigartige Möglichkeit, wie eine renaturierte Kiesgrube sie für die Region bieten würde, wegzuwerfen. Oder können Sie mir weitere solche Möglichkeiten nennen, hier, vor unserer Haustür? Eine Möglichkeit, die drei Seen miteinander verbindet? Aus diesem Grund ist meine Argumentation alles andere als „dünn“, sondern basiert einfach auf der Wirklichkeit. Niemand hier wird aufgrund einer nicht existierenden Solaranlage im Kieswerk an Strommangel leiden. Und kein privater Haushalt wird billiger oder verläßlicher Strom erhalten, wenn es sie eines Tages geben sollte.

  2. Ich kann den Worten von Herrn Mittelsdorf nur beipflichten. Wer unter der Bezeichnung Renaturierung eine Solaranlage akzeptiert, ist in der Materie falsch. Man muss hier nochmal darlegen, dass über Jahrzehnte Rohstoffe aus dem Boden entnommen wurden und die Natur geschädigt wurde. Als Dank stellen wir eine Solaranlage mit ordentlich versiegelten Flächen drauf und alles ist wieder gut?

    Also dann doch lieber aufforsten, eine ursprüngliche Verbindung schaffen zwischen Postgrube und Kieswerk, ordentliche Wege zur Nutzung der Naherholungsgebiete und schon schafft man auch mal einen Ausgleich z.B. zum neu entstehenden Industriepark Sandersdorf-Brehna!

    Einen Satz noch, Solaranlagen gehören auf Dächer, freie Dachflächen haben wir prozentual noch jede Menge in Deutschland.

  3. Zu diesem Thema habe ich viele Fragen, die bisher leider unbeantwortet blieben und auch Wünsche. Es lohnt sich auf jeden Fall darüber nachzudenken und zu reden… um die beste Lösung für zukünftige Generationen zu finden.
    Aus meiner Sicht erfüllt auch ein Solarkraftwerk seinen Zweck nur für eine bestimmte Zeit und was ist danach?
    Sind der Rückbau und die Entsorgung dann auch umweltfreundlich oder Sondermüll? Wer profitiert davon?
    Wer bezahlt dafür wenn die Nutznießer nicht mehr in der Verantwortung sind? Unsere Kinder vielleicht?
    Bis heute ist z.B. der Sondermüll aus den Atomkraftwerken ein gefährlicher Abfall, den wir einlagern und unseren Kindern und Kindeskindern…. hinterlassen.
    Also wenn man für etwas Neues ist, dann sollte man auch an den Rückbau und die Entsorgung sowie die Kosten danach denken, sie beim Bau berücksichtigen und vor allem darüber reden!
    Die Politik lebt uns mit der Atomkraft vor, dass man nicht bis zum Ende der Laufzeit gedacht hat oder es nicht wollte, weil man dann nicht mehr in der politischen Verantwortung ist.
    Die Kosten trägt nicht der Betreiber des Atomkraftwerkes sondern der Steuerzahler, die Allgemeinheit.
    Erneuerbare Energien sind längst überfällig ohne Frage! Wenn wir über das für und wieder z.B. von Solarkraftwerken reden, ist Weitsicht erforderlich. Die Gewinnung von Sonnenenergie ist absolut sinnvoll auf Dächern, niemals aus meiner Sicht aber auf dem fruchtbaren Boden/Feldern ….und auch nicht in einem sich so wunderbar entwickelten Umfeld des ausgebeuteten und nun auch der Allgemeinheit überlassenen Kieswerkes.
    Ich wünsche mir Weitsicht im heute und hier, Bürgernähe und die beste Lösung für zukünftige Generationen.

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