Gespräch mit den Bürgermeisterkandidaten zum Thema Solaranlagen im Kieswerk

Am Mittwoch Abend fand die Vorstellung der vier Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters der Stadt Sandersdorf-Brehna statt. Ich wußte nichts von einer Testpflicht für die Veranstaltung und konnte deswegen nicht an dieser teilnehmen. Aus diesem Grund habe ich die vier Kandidaten privat auf das Thema Solaranlagen angesprochen.

Vorab ist festzustellen, daß sich kein Kandidat eindeutig gegen die Solaranlagen ausspricht. Allerdings gibt es auch nur einen Kandidaten, der ziemlich eindeutig für den Bau der Solaranlagen ist. Im Folgenden habe ich, in der Reihenfolge, in der ich gestern mit den vier Kandidaten gesprochen habe, zusammengefaßt, was jeder von ihnen über das Thema gesagt hat.

Christian Henze: Herr Henze von der SPD meinte, er habe 2020 für die Aufstellung der Solaranlagen gestimmt, da er davon ausging, daß es sich bei dem vorgesehenen Gelände um „toten Boden“ handele. Allerdings könne er nicht mehr sagen, ob dieser Begriff damals in den Gesprächen mit den Investoren in genau diesem Wortlaut gefallen sei. Er habe den Begriff am Mittwoch Abend bei der Vorstellung in der Sporthalle spontan gewählt. Ich erwiderte darauf, daß dieser Begriff nicht zutreffe und falsche Vorstellungen impliziere. Ich erzählte ihm von meinem Treffen mit Herrn Häfker im August. Herr Häfker war bis vor kurzem Förster und Fachreferent Ökologie für den LMBV. Mit ihm war ich in der Goitzsche und hatte mir dort ähnlich arme Böden wie die betreffenden im Kieswerk angesehen. Die Natur an diesen Stellen hat sich gut entwickelt, ohne daß der Mensch in größerem Maße eingegriffen hätte. Es sind ökologisch wertvolle und seltene Offenflächen mit Magerrasen entstanden, auf denen Kiefern, Birken, Robinien, Ginster und sogar Eichen wachsen. Eine ähnliche Entwicklung konnte sich Herr Häfker auch für das Gelände im Kieswerk vorstellen. Da ich annehme, daß Herr Henze den Begriff „toter Boden“ nicht rein zufällig wählte, dieser also auf einer Geschichte beruht, vermute ich, daß die Informationslage, in dessen Kontext der Aufstellungsbeschluß für die Solaranlagen vor etwa einem Jahr gefällt wurde, eine überaus einseitige gewesen ist. Herr Henze versicherte, daß er, wenn sich die Faktenlage ändere, bereit sei, noch einmal über das Thema nachzudenken und schlug vor, Herrn Häfker zu einem Gespräch mit seiner Fraktion einzuladen.

Uwe Schulze: Herr Schulze von der CDU gab zu, sich mit dem Projekt noch nicht detailliert auseinandergesetzt zu haben. In dem Gespräch, welches wir führten, schien er der Schaffung eines Naherholungsgebietes ohne Solaranlagen nicht abgeneigt, äußerte aber auch Bedenken, über die wir geredet haben (z.B. Energiepolitik, Kosten). Es war ein langes und interessantes Gespräch, in dem ich den Eindruck gewann, daß ihm die Natur in der Umgebung wichtig ist und er sich unsere Argumente aufmerksam anhört. Allerdings konnte ich keine Tendenz pro oder contra Solaranlagen heraushören, prinzipiell aber die Bereitschaft, sich eingehend mit dem Thema zu beschäftigen und beide Möglichkeiten einer Prüfung zu unterziehen.

Mario Schulze: Herr Schulze vom Unabhängigen Bündnis ist der einzige der vier Kandidaten, der grundsätzlich für den Bau der Solaranlagen plädiert. Er verweist darauf, daß die Betreiberfirma in Wolfen Möglichkeiten gefunden habe, Solaranlagen recht unauffällig zu bauen. Ich erwiderte, daß es uns um die Tatsache geht, daß eine Solaranlage an dieser sensiblen Stelle die Möglichkeiten eines potenziellen Naherholungsgebietes radikal beschneiden, wenn nicht gar zerstören würde. Das wäre aufgrund Ihrer bloßen Größe der Fall und weil sie direkt im Herzstück zwischen Postgrube, Strandbad und dem Ramsiner See liegen würde. Er verwies, wie Herr Schulze von der CDU auch, auf die Erfordernisse der Energiepolitik. Ich antwortete, daß unser Kreis eine bereits weit mehr als überdurchschnittliche Dichte an Solaranlagen innerhalb Deutschlands besitzt und seinen Teil zur Gewinnung regenerativer Energien mehr als übererfüllt. Wir führten ein längeres Gespräch, in dem ich den Eindruck gewann, daß seine Entscheidung pro Solaranlagen feststeht und er nur im Zusammenhang mit kosmetischen Änderungen kompromißbereit ist.

Steffi Syska: Das letzte Gespräch führte ich am Abend mit Frau Syska, einer unabhängigen Kandidatin. Sie betonte, wie Herr Schulze von der CDU, daß sie sich mit dem Thema noch nicht in dem Maß auseinandergesetzt habe, um sich eine fundierte, differenzierte Meinung zu erlauben. Sie betonte die Wichtigkeit regenerativer Energien, aber auch, daß es eine Balance zwischen Wirtschaft und Naherholung geben müsse. Sie sieht die Solaranlagen an dieser Stelle in einem langfristigen, städtebaulichen Kontext eher als Problem und schien unserer Ansicht, daß es schade wäre, das Potential, welches ein renaturiertes Kieswerk bietet, durch den Bau von Solaranlagen zu zerstören. Sie verwies außerdem auf die eventuelle Möglichkeit, Fördermittel bei der Schaffung eines Naherholungsgebietes mit einzubeziehen. 

Fazit: Steffi Syska schien die größte Begeisterung für das Thema aufzubringen und brachte die Möglichkeit von Fördermitteln zur Sprache. Christian Henze wirkt grundsätzlich bereit, über das Thema noch einmal nachzudenken und äußerte den Vorschlag, das Gespräch mit Herrn Häfker zu suchen. Uwe Schulze liegt das Thema Naherholung sicherlich am Herzen und er scheint in beide Richtungen offen. Mario Schulze befürwortet eher den Bau der Solaranlagen.

4 Antworten

  1. wenn die möglichkeiten eies naherholungszentrum zuschaffen besteht,dann verlegt die solaranlagen sonst wohin.aber nicht in so ein sensiebles gebiet.da muß es auch andere möglichkeiten geben.

  2. Ich befürworte die Schaffung eines Naherholungsgebietes, da in unserer Region genügend Solarfelder errichtet worden sind und die Menschen (gerade in einer Chemieregion wie unserer) sich nach gesunder und nicht zerstörter NATUR sehnen. Wir sehen alle wohl ein,daß es verschiedenste Arten von erneuerbaren Energieen geben muß , aber bitte nicht mehr nur vor unserer Haustür!!Es gibt deutschlandweit genügend Flächen, die genutzt werden können und so ausgesucht werden sollten, daß sie auch dort errichtet werden sollten, wo die meisten Verbraucher angesiedelt sind.

  3. Ich bin dankbar jungen Menschen zu begegnen, die sich dem Thema Erholung in der Natur, auch an unseren schönen Seen in der Stadt Sandersdorf-Brehna mit viel Engagement und vor allem viel Zeit, annehmen.
    Das Industrie- und Kohlegebiet weit um Bitterfeld ist noch heute, mehr als 30zig Jahre nach der Einheit, als eine der dreckigsten Ecken in der ganzen Bundesrepublik bekannt.
    Doch unsere Seenlandschaft hat sich wunderbar erholt, die Natur hat uns ein Geschenk gemacht. Viele öffentliche Mittel sind in die Tagebausanierung und Rekultivierung geflossen. Steuergelder von denen nichts für die hier lebenden Menschen übrig bleibt?
    Sollte ein gewählter Bürgermeister nicht den Menschen verpflichtet sein, die ihn gewählt haben?
    Profitgier, Privatisierung und eine Politik ohne Berücksichtigung der Menschen?? Wir dürfen es nicht zulassen!
    Es ist noch nicht so lange her als am Ramsiner See riesige Solarfelder der Natur weichen sollten „Missbrauch der Natur“ sogar im Tagebauschutzgebiet… zum Glück haben allein die Bürger sich stark gemacht um einem gewinnorientierten Privatunternehmen eine Absage zu erteilen. Nun geht alles wieder von vorne los. Eine Stadt braucht einen starken „Bürger“meister/in und viele Menschen, die sich zum Schutz der Natur einbringen. Vielen Dank an Paul und alle die diese Initiative mit unterstützen.

  4. ich habe den Eindruck,das hier ganz einfach der Rückbau des Kieswerkes zur Rekultivierung dem Besitzer Geld kostet. Da kam man
    auf die Idee eine Solaranlage zu bauen ,um nochmals Geld für den Verkauf des Geländes von dem Errichter der Solaranlage zu
    kassieren. So hat der jetzige Besitzer des Geländes gleich zweimal Geld gewonnen und er braucht kein Geld für die Rekultivierung bezahlen!
    Der Stadt Sandersdorf ist das egal,hauptsache es kommt Steuer in die Kasse!

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