Warum ein Naherholungsgebiet eine gute Idee ist – über Sandersdorf-Brehna hinaus

Seit über 150 Jahren Kohle- und Kiesabbau in der Region um den Köckernsee besteht zum ersten Mal die Möglichkeit, diese Gegend getrennt vom Abbau von Bodenschätzen zu betrachten. Vielleicht sind diese 150 Jahre der Grund, das das Land zwischen und um die Seen Strandbad, Postgrube und Köckernsee in mancherlei Hinsicht wie ein blinder Fleck wirkt. Nach dem Tagebau kam in den 90er Jahren das Kieswerk. Das bedeutete, daß die Wege jenseits der Seen endeten und es keinerlei Verbindung zwischen ihnen gab.

Das ist nun, da das Kieswerk den größten Teil seines Betriebes verlagert, grundlegend anders. Das Gelände des Kieswerkes ist die wichtige Drehscheibe zwischen den genannten Seen. Es verbindet den Köckernsee mit dem Strandbad. In etwa 10 Minuten kann man von Ufer zu Ufer laufen. Es verbindet ebenso das Land nördlich des Köckersees mit den Wegen um den Zscherndorfer See und das Strandbad in Sandersdorf. Der Plan der Stadt, ausgerechnet an dieser wichtigen Stelle den Bau einer große Solaranlage zu gestatten, wirft die Frage auf, ob das nicht weit mehr Chancen für unsere Stadt zerstört als umgedreht.

Langwierige und zeitintensive Befragungen von Bürgern in Sandersdorf, Zscherndorf, Ramsin, Renneritz, Glebitzsch, Köckern, Heideloh und Köckern bezeugen, daß die Mehrheit die Idee eines zusammenhängenden Naherholungsgebietes inmitten unserer Stadt eindeutig dem Bau der Solaranlage vorzieht. Für eine Solaranlage an dieser Stelle zwischen den Seen sind etwa 5% der Bürger. 20-25% ist diese Frage gleichgültig. Der Rest ist der Meinung, daß es für unsere Stadt eine große Chance ist, die Seen miteinander zu verbinden.

Wir fragen uns, was der Vorteil einer Solaranlage ausgerechnet an dieser Stelle ist? Ja, sie trägt zur Energiegewinnung bei. Aber das würde sie auch an einem anderen Ort, an dem sie weniger oder gar kein Potential zur Naherholung zerstören würde. Wir rufen aus diesem Grund alle Entscheidungsträger auf, sich in die Diskussion um den Standort der Solaranlage einzubringen und für eine vernünftige Lösung zu sorgen, die das Interesse der Bürger nicht nur von Sandersdorf-Brehna, sondern auch das der anderer, naher Ortschaften vertritt.

Hierbei denken wir an Orte wie Thalheim, Großzöberitz, Zörbig, Bitterfeld und Wolfen, die alle in unmittelbarer Nähe eines möglichen Naherholungsgebietes wären. Eines Naherholungsgebietes, dessen Fläche sich über die Größe des halben Goitzschesees beziehungsweise über etwa 620 Hektar erstrecken würde. Ein Gebiet, welches an Vielseitigkeit in unserer Region einzigartig wäre. Es würde fünf Seen umfassen. Es würde an drei Dörfer – Zscherndorf, Sandersdorf und Ramsin – unmittelbar angrenzen. Zwei weitere Dörfer – Renneritz und Köckern – wären nur etwa 500 Meter entfernt. In dem betreffenden Gebiet finden sich weite, offene Flächen als auch kleinere und größere Wäldchen. Es ist groß genug, um lange Fahrradfahrten als auch längere Wanderungen zu unternehmen. Von See zu See, um die Seen oder an den Seen entlang.

An dieser Stelle eine Karte, wie sich Gerald Heit aus Ramsin ein zukünftiges Naherholungsgebiet vorstellen würde:

Worin besteht der Sinn, ein solch vielversprechendes Potential durch den Bau einer einzigen Solaranlage zu zerstören? Weder für unsere Gemeinde noch den Landkreis ist der Bau von Vorteil, während dabei so viel an Möglichkeiten verloren geht. Stadt und Landkreis berauben sich beide einer Attraktion. Sie berauben sich einer einzigartigen Möglichkeit, Fördermittel über das Strukturwandelprogramm zu akquirieren. Sie berauben sich eines Prestigeobjektes, welches ein Aushängeschild für die Region wäre. Auch finanziell gewinnt Sandersdorf nichts. Einnahmen durch die Gewerbesteuer steht der Verlust an Bodenwert entgegen, der im Zuge eines größeren Naherholungsgebietes mittelfristig gewinnen würde. Zudem bietet das Kieswerk die Möglichkeit, Ausgleichspflanzungen mit einer weiteren Renaturierung zu verbinden – ebenfalls eine potentielle Einnahmequelle für unsere Gemeinde. Nicht zuletzt wäre ein Naherholungsgebiet ein wichtiger Grund, gerade für junge Familien, in unsere Stadt oder unsere Region zu ziehen. Für Ausflüge um den Köckernsee müßte man die Fahrräder nicht am Auto befestigen, wie es bei der Goitzsche der Fall ist. Man könnte sich in Brehna, in Roitzsch, in Glebitzsch, in Thalheim, in Heideloh auf sein Fahrrad setzen und einfach losradeln.

Die Möglichkeit, die unsere Stadt und der Landkreis vor ihrer Nase liegen haben, ist eine historische Gelegenheit und diese wird nicht wiederkommen. Ein Naherholungsgebiet zwischen der Papierfabrik bei Thalheim und der Mülldeponie bei Roitzsch wäre zweifellos ein wichtiges Signal, das Industrialisierung und die Bewahrung von Rückzugsräumen für Menschen, Tiere und Pflanzen Hand in Hand gehen können. In Brehna beispielsweise gibt es kaum Möglichkeiten, die Natur zu genießen. Außer, man setzt sich ins Auto und fährt eine Weile. Ein Naherholungsgebiet 4,5 Fahrradkilometer von Brehna entfernt wäre eine Gelegenheit, in dieser Hinsicht etwas grundlegend Gutes und Nachhaltiges zu erschaffen. Dasselbe trifft auf viele andere Dörfer zu, die sich in der Nähe befinden.

Wie gesagt: Das Gebiet war lange, lange Zeit ein blinder Fleck. Vielleicht war das ein Grund für den Aufstellungsbeschluß der Solaranlage. Aber nun ist eine Diskussion über das Thema in Gang gekommen und wir bitten die Stadträte, sich zu fragen, ob es nicht ein wirklich schlechtes Kosten-Nutzen-Verhältnis ist, auf dem Bau der Solaranlage an diesem Ort zu bestehen. Mit dieser wird nicht nur die Möglichkeit eines zusammenhängenden und attraktiven Naherholungsgebietes zunichte gemacht, es wird auch der Weg einer weiteren Industrialisierung der Gegend um den Köckernsees eingeschlagen.

Der Einsatz für ein Naherholungsgebiet ist sicher nicht der einfachere Weg. Aber jener Weg ist auch nicht so schwierig, wie manche es sich womöglich vorstellen. Wir wären nicht die ersten, die ihn begehen. Alle, die dies in der Vergangenheit getan haben, erfreuen sich heute an jenem Ort, der einst den Boden nutzte, um Rohstoffe zu gewinnen, an einer Möglichkeit, Ruhe und Entspannung zu finden. Deswegen setzen wir uns dafür ein, daß man sich endlich zusammen an einen Tisch setzt, um nach einer Lösung zu suchen, die womöglich für alle beteiligten Seiten von Vorteil sein kann.

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