Bestätigung: Rodungsarbeiten im Kieswerk sind illegal gewesen

Der Bürgerinitiative „Rund um den See“ wurde heute morgen vom Bauordnungsamt des Landkreises telefonisch bestätigt, daß es für die Zaunarbeiten, mit denen ISM die massiven Eingriffe im ehemaligen Kieswerk unter anderem begründet hat, keine Genehmigung gibt. Damit sind diese Handlungen illegal gewesen.

Das geschieht nun bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr, schon im Frühjahr wurden durch ISM ohne Rücksprache Bäume gefällt.

Die Gesetzeswidrigkeit der Handlungen hat sich schon gestern in einem großen Artikel der MZ angedeutet, in der der Sprecher des Landkreises aussagte, daß es keine Genehmigung für den Zaunbau gäbe. Der Artikel findet sich weiter unten in den angehängten Dateien.

In diesem beruft sich der Investor neben den Zaunarbeiten darauf, daß er „die Neigung der Böschung laut Bergrecht anpassen“ müsse, „da sie zu steil war.“ Es wäre zu starker Erosion durch Regenfälle gekommen. Das habe zu Eingriffen auf dem nördlich gelegenen Plateau geführt, wo man „bis zu 40 Meter“ Bäume roden mußte.

Wir haben uns heute beim Amt für Geologie und Bergwesen erkundigt. Dieses reagierte verwundert. Es könne zu 99% ausschließen, daß ein Antrag seitens des Investors vorliege, die Böschungen ein weiteres Mal zu begradigen. Die Begradigung sei bereits geschehen und die Standfestigkeit sichergestellt. Das Gebiet ist im November 2022 aus dem Bergrecht entlassen worden. Wenn der Investor der Ansicht sei, daß hier noch Handlungsbedarf bestehe, hätte er einen entsprechenden Antrag beim Landkreis stellen müssen.

Seit die illegalen Fällungen bekannt wurden, sind drei Tage vergangen. Trotz zahlreicher Anfragen bei der Unteren Naturschutzbehörde gibt es derzeit keine Bestätigung, daß ISM einen Antrag eingereicht hat und daß dieser genehmigt wurde. Deswegen gehen wir davon aus, daß auch für diesen Teil der Begründung, die die Firma hier für die Arbeiten liefert, keine gesetzliche Grundlage vorhanden ist.

Zudem auch diese Arbeiten wie auch der geplante Zaunbau erst dann von Belang gewesen wären, wenn das Bauprojekt durch die Stadt Sandersdorf-Brehna genehmigt worden ist. Das ist bisher nicht geschehen.

Desweiteren widersprechen die Worte von Herrn Schmidt (ISM), daß man auf dem Plateau bis zu 40 Meter habe roden müssen, der Wirklichkeit. Es wurden nicht bis zu 40, sondern 130-150 Meter gerodet.

Aber das ist nicht alles. Von den Arbeiten sind auch essentielle artenschutzrechtliche Belange betroffen. Auf dem Gelände leben streng geschützte Zauneidechsen. ISM hat nicht nur das Plateau im Nordwesten beinahe komplett abgeholzt, sondern auch die westliche Seite des Walls, der das Gelände im Osten zur Kieswerkstraße abgrenzt. Laut Kartierungen, die dem Investor bekannt sind, ist gerade die Westseite des Walls ein wichtiges Habitat der Zauneidechsen. Ich habe die entsprechende Karte aus dem Umweltbericht den Bildern zugefügt. Durch die Arbeiten, die bildlich dokumentiert wurden, kann man davon ausgehen, daß der Lebensraum der Tiere stark beschädigt wurde und höchstwahrscheinlich auch Tötungstatbestände vorliegen. Ein entsprechendes Zitat des NABU:

„Nicht nur die Art selbst ist streng geschützt. Da die Zauneidechse im Anhang der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union aufgelistet wird, ist es zudem verboten, ihre Lebensräume zu beschädigen oder zu zerstören.“

Daß es infolge der Arbeiten höchstwahrscheinlich zu Tötungen gekommen ist, hat uns die Naturschutzinitiative e.V. bestätigt.

Wir wissen nicht, wie es zu derart drastischen Verstößen kommen kann. Dem Investor liegt der Umweltbericht seines eigenen Planungsbüros vor. Die Arbeiten waren also nicht nur illegal, sondern haben die Tötung von streng geschützten Tieren in Kauf genommen, ohne jede Not.

Darüber hinaus kann auch im Nordwesten nicht ausgeschlossen werden, daß es hier nicht ebenfalls zur Tötung von Zauneidechsen kam.

Was ISM im Kieswerk getan hat, ist ein ökologisches Desaster. Die Aussagen des Investors gegenüber der MZ decken sich nicht mit der Wirklichkeit und die Arbeiten waren illegal.

Das Ganze ist einfach nur erschütternd. Schwarze Tage für die Natur, den Artenschutz und das Recht.

Wir sind gespannt, wie der Landkreis und die Untere Naturschutzbehörde auf diese Vorfälle reagieren.

Wir können uns beim besten Willen nicht vorstellen, wie seitens der Stadt Sandersdorf-Brehna auf einer solchen Grundlage mit diesem Investor eine Zusammenarbeit möglich sein sollte.

9 Antworten

  1. Wenn die Historie uns eine Sache lehrt, dann das sich die Natur am Ende durchsetzt. Sicherlich könnte es bei den Arbeiten durch die Firma ISM, neben zeitweisen Schäden an Flora auch versehentlich zu Schäden der Fauna gekommen sein. Das allein ist aber keineswegs ein Aufhänger apokalyptischer Weltuntergangsszenarien wie sie hier propagiert werden. Realistisch gesehen wird das Areal in 10 bis 15 Jahren völlig renaturiert sein und die mighty Zauneidechse zwischen jungen, gesunden Bäumen als Werbeikone und Gesicht für die erneuerbaren Energien (PV Industrie) ihr Comeback feiern.

    1. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, daß Sie schreiben, daß das Gelände in 10 bis 15 Jahren „völlig renaturiert“ sein wird. Ich bitte um Klarstellung, wie ein 19 ha großes Gelände, dessen Fläche zu 60% von einer Solaranlage, einem Wasserstoffkraftwerk, einem Batteriegroßspeicher, einer Wasserstofftankstelle, verschiedenen Nebengebäuden und bis zu 15 Meter hohen Schornsteinen bebaut werden soll, „völlig renaturiert“ werden kann. Das ist ein Widerspruch in sich.
      Sie unterstellen dem Investor, daß die bedeutende Schädigung streng geschützter Arten „versehentlich“ geschehen ist. Das ist eine Vermutung. Man muß schon hinterfragen, wie professionell und verantwortungsvoll eine Firma arbeitet, die, falls es ein Versehen gewesen ist, die Kartierungen des Umweltberichts nicht kennt, den das eigene Planungsbüro verfaßt hat.
      Neben der Zauneidechse geht es allgemein zudem auch um andere Tierarten, vor allem um den Brachpieper und den Steinschmätzer, die beide auf der Roten Liste stehen und vom Aussterben bedroht sind. Hier sind hinsichtlich der Bauleitplanung bisher keine Lösungen gefunden wurden.
      Ich verweise an dieser Stelle auch ein weiteres Mal darauf, daß die Bürgerinitiative sich für eine nachhaltige und intelligente Lösung einsetzt, nämlich, das Bauprojekt an einem alternativen Standort zu verwirklichen – einem Standort, der weniger in die Entwicklung der Region, den Artenschutz sowie die Natur allgemein eingreift.

    1. In dem Beitrag steht „streng geschützt“ und nicht „gefährdet“. Sie beziehen sich auf Dinge, die in dem Artikel nicht stehen. Apropo: Die Tiere sind nicht aus Spaß streng geschützt.

  2. Die Welt ist ein Stückchen größer als 19ha, also unsere Welt. Ihre scheint nicht viel größer als die besagten 19ha zu sein. Das erklärt auf jeden Fall ihre Sicht auf die Dinge.

    1. Falls Sie es noch nicht bemerkt haben: In der Diskussion geht es explizit um die Zukunft des von Ihnen angesprochenen 19ha-Geländes und die Auswirkungen eines potentiellen Baubeschlusses auf die umliegende Landschaft. Ich weiß nicht, was die restliche Welt damit zu tun hat. Bitte bleiben Sie beim Thema.

  3. Falls sie es noch nicht bemerkt haben, sie reagieren bei jedem Argument gegen ihr eingeschränktes Weltbild wie ein kleiner, bockiger Junge. So eine schlechte und polemische Unart Artikel zu schreiben, dass ist beinahe ein Trauerspiel. Hoffentlich wird das komplette Projekt möglichst schnell umgesetzt und diese peinlichen Plakate verschwinden hier bald.

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