Der Stadtrat von Sandersdorf-Brehna wird nach Informationen der Verwaltung im April und Mai 2025 über den geplanten Bau der Solaranlage und des Wasserstoffkraftwerkes zwischen Postgrube Zscherndorf, Strandbad Sandersdorf und dem Köckernsee entscheiden. Die Beratungen werden voraussichtlich im April im Ortschaftsrat Ramsin beginnen, dann in die zuständigen Ausschüsse kommen und schließlich im Stadtrat beendet werden.
Nach unseren jetzigen Informationen gibt es nach wie vor keinerlei Lösungen für die schweren und vielfältigen Artenschutzprobleme, die der geplante Bau auslösen würde. Mehrere Umweltverbände, darunter das Landesamt für Umweltschutz, der NABU Landesverband und die Naturschutzinitiative e.V. haben große Bedenken geäußert. Es wurde darauf verwiesen, daß das Plangebiet einen „besonders hohen ökologischen Wert“ besitzt und ein „Hotspot der Biodiversität“ ist (Landesamt für Umweltschutz). Die Artenschutzprobleme erstrecken sich über den vom Aussterben bedrohten Brachpieper über streng geschützte Amphibien (Kreuz- und Wechselkröte) bis hin zu den ebenfalls streng geschützten Zauneidechsen.
Der Brachpieper hat im nördlichen und mittleren Teil des Kieswerkes ein seltenes Zuhause gefunden. Seit mehr als 20 Jahren wurde er hier immer wieder gesichtet. Ironischerweise hat ausgerechnet der Bergbau, welcher die Natur vordergründig eher zerstört hat, die Voraussetzungen für die Ansiedlung dieses seltenen Vogels geschaffen. Der Schutz des Brachpiepers ist von nationalem und europäischen Interesse. Seine Lebensgrundlagen werden von Tag zu Tag kleiner. Hier, in unserer Stadt, hat er, von den Wenigsten beachtet, eine seltene und schützenswerte Heimat gefunden. Damit steht er sinnbildlich für die industrielle Vergangenheit unserer Stadt und für einen Wandel hin zu einem Refugium für streng geschützte und vom Aussterben bedrohte Tierarten. Für uns ist dieser Wandel ein Sinnbild für unsere Region: Aus dem Dreck und Staub unserer industriellen Geschichte sind einzigartige ökologische Nischen entstanden, aus Zerstörung ist neues, seltenes und bedrohtes Leben erwachsen. Das ist ein wichtiges Erbe, welches der Bergbau uns hinterlassen hat.
Aus diesem Grund sollte eine Entscheidung pro oder contra Solaranlage diesen Hintergrund immer vor Augen haben. Alle Welt redet vom Schutz der Umwelt. Wir haben hier, in unserer Stadt im nächsten Jahr die Chance, aus Worten Taten werden zu lassen und für den Schutz und die Bewahrung jenen Gebietes einzutreten, auf dem man derzeit noch immer eine Solaranlage, ein Wasserstoffkraftwerk und andere Dinge bauen möchte. Einrichtungen, die an einer anderen Stelle ihren Zweck erfüllen, ohne die Natur zu zerstören.
Aber auch abgesehen vom außergewöhnlichen Wert des Plangebietes für den Artenschutz ist dieses Gebiet für die Entwicklung unserer Stadt und der gesamten Region von herausragender und einmaliger Bedeutung. Mit der anvisierten mittelfristigen Beendigung der Abbautätigkeiten im Kieswerk besteht das erste Mal die Chance, das Seengebiet (Postgrube Zscherndorf, Strandbad Sandersdorf, Köckernsee, Dreiecksgrube, die zwei Seen im Kieswerk selbst) zu einem größeren Verbund zusammenzuschließen. Ein Gebiet, welches mehr als 600 ha umfaßt und mitten in unserer Stadt liegt. Welche Stadt kann von sich behaupten, ein mehrere hundert Hektar großes Naherholungsgebiet mit mehreren Seen in seiner Mitte zu tragen? Die Chancen für Sandersdorf-Brehna, in dieser Hinsicht eine positive Entwicklung einzuschlagen, die sowohl für die Bürger, als auch für Entwicklung der Stadt und den Schutz der Natur von äußerst hoher Bedeutung sind, stehen im Moment ausgezeichnet. Wir setzen uns weiter, vor und hinter den Kulissen, dafür ein, daß sich die Vernunft schlußendlich durchsetzt.
Die Bürgerinitiative wünscht allen eine schöne Adventszeit!